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Sokrates

Sokrates wurde um 469 v. Chr. als Sohn des Bildhauers Sophroniskos und der Hebamme Phainarete in Athen geboren. Er erlernte zuerst den Beruf eines Steinmetzes, bevor er sich der Philosophie widmete. Sokrates war mit Xanthippe verheiratet und hatte drei Söhne. Er selbst hat uns keinen seiner Dialoge hinterlassen, da er keine einzige Zeile geschrieben hat. Alles, was wir über ihn wissen, stammt aus den Aufzeichnungen anderer. Die meisten Informationen erhalten wir von Platon, der ein Schüler von Sokrates war. Er hat viele Dialoge oder philosophische Gespräche verfaßt, in denen Sokrates auftritt. Dabei ist es allerdings schwer zu beurteilen, ob Sokrates dies wirklich alles gesagt hat, was Platon ihm in den Mund legt, oder ob es sich nicht vielmehr um eine Vermischung von Sokrates und Platons Ansichten handelt.

Seine Aufgabe sah Sokrates darin, die Wahrheit und die Grundlagen des rechten Lebens zu suchen. Dazu verbrachte er einen Großteil seines Lebens auf Straßen und Marktplätzen, wo er Gespräche mit Leuten, wie Handwerkern, Dichtern und Politikern, suchte. Er stellte sich dabei oft unwissend und fragte seine Gesprächspartner nach ihrer Meinung zu verschiedenen Themen. Oft waren dies Fragen wie zum Beispiel "Was ist Gerechtigkeit?". Er wollte jedoch nicht ein Beispiel als Antwort hören, sondern eine allgemeine Definition des Begriffs. Die Antworten, die er jedoch bekam, waren selten zufriedenstellend, weswegen er sie durch neue Fragen weiter zerlegte. Durch Bilder und Beispiele aus dem Alltag versuchte er, die eigentlichen Ansichten der Menschen herauszufinden. Sokrates verglich dieses Herausbringen der wahren Ansichten mit der Kunst einer Hebamme (seine Mutter war Hebamme). Im Laufe des Gespräches verstrickten sich seine Gesprächspartner immer mehr in Widersprüche, die Sokrates durch seine Fragen aufdeckte, so daß sich schließlich herausstellte, daß sie nur so taten, als verstünden sie alles, in Wirklichkeit aber nichts wußten. Somit war Sokrates weiser als seine Mitmenschen, da er sich seiner eigenen Unwissenheit bewußt war. Nach den Gesprächen wurden die Gesprächspartner von den Umstehenden, die die Gespräche verfolgt hatten, oft verlacht und verspottet, da sie sich lächerlich gemacht hatten. Auf diese Weise machte sich Sokrates viele Leute zum Feind. Allerdings war diese schonungslose Bloßstellung keineswegs der Zweck, den Sokrates mit seinen rücksichtslosen Fragen verfolgte, sondern nur ein Nebeneffekt. Statt dessen ging es ihm um die Erkenntnis der Wahrheit. Dies verstanden jedoch nur seine wahren Jünger. Sie schlossen sich ihm an in der Suche nach der Wahrheit. Sokrates war zwar sehr kritisch, aber er war kein Skeptiker, sondern hielt wahre Erkenntnis für möglich. Gelangte er in einem Einzelfall zu Klarheit, zog er jeweils noch weitere Fälle in Betracht, prüfte Einwände und korrigierte seine Ergebnisse. Indem er nach immer neuen Begründungen suchte, gelangte er allmählich zu einem allgemeingültigen Ergebnis mit unanfechtbaren Argumenten, einer allgemeinen Definition. Dieses Verfahren bezeichnete Aristoteles als Mäeutik. Sokrates behauptete, daß man mit zunehmendem Wissen zu höherer Sittlichkeit und Tugend gelangen werde, Wissen und Tugend verliefen also parallel. Außerdem stellte er die These auf, daß jeder, der wisse, was richtig sei, auch richtig handle (ethischer Intellektualismus). Tugend könne, soweit sie auf Wissen beruhe, gelehrt werden. Nach Sokrates Ansicht nützt nur das Gute dem Menschen und bringt ihn der Glückseligkeit näher - das Böse schadet der Seele. Daher dürfe man auch nicht Unrecht mit Unrecht vergelten.

Durch seine Fragen und die Bloßstellung seiner Gesprächspartner, die damit einherging, machte sich Sokrates viele Feinde. Um ihn endlich aus dem Weg zu schaffen, klagte man ihn öffentlich an (399). Die Anklage lautete, Sokrates glaube nicht an die Götter und er verderbe die Jugend. Sokrates bestritt dies und verteidigte mit seiner Apologie seine Lebensweise. Auch die drohende Todesstrafe konnte ihn nicht dazu bewegen, von seiner Lebensweise Abstand zu nehmen und um Gnade zu bitten. Er ging sogar soweit, einen Antrag auf eine ehrenvolle Speisung im Prytaneum zu stellen. Dies alles läßt darauf schließen, daß er lieber die Todesstrafe in Kauf nahm als sein Leben ändern zu müssen, von dessen Richtigkeit er fest überzeugt war. Er nahm also bewußt eine Verurteilung auf sich, strebte sie vielleicht sogar in einer gewissen Weise an, denn er wollte, daß das Gericht seine Lebensweise bewerte und rechtfertige. Sokrates wurde zum Tod verurteilt. Obwohl sich ihm die Möglichkeit zur Flucht bot und Freunde ihn dazu drängten, weigerte er sich entschieden, da er den Gehorsam gegenüber Gesetzen und damit gerichtlichen Entscheidungen verlangte und selber vorleben zu müssen glaubte. Als ihm der Giftbecher gebracht wurde, zögerte er auch nicht, ihn gleich zu trinken: "Denn ich meine nichts zu gewinnen, wenn ich um ein weniges später trinke, als nur, daß ich mir selbst lächerlich vorkommen würde, wenn ich am Leben klebte und sparen wollte, wo nichts mehr ist.”

Florian Carstens

 

 

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last updated: 10.09.1999