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Platon

Aristokles, genannt Platon, kam um 428 v.Chr. in Athen zur Welt. (†347 v.Chr.) Der Name Platon wurde ihm wegen seiner breiten Stirn gegeben [platos:breit]). Weil Platon Aristokrat war, interessierte er sich für Politik. Aber die Enttäuschungen, die er in den ersten Jahren mit der Demokratie erlebte, waren doch so groß, dass er jedes Vertrauen in die Staatsmänner verlor. Nicht zuletzt als die Demokratie wieder an die Macht kam und Sokrates, der einzige Mensch, den er bewunderungswürdig fand, zum Tode verurteilt wurde, wurde er Antidemokrat und widmete sich mit Leib und Seele der Philosophie. Platon gilt als ernster Mensch, der nie gelacht haben soll. Er war vom 20. Lebensjahr an Schüler des Sokrates und gründete nach einem Kurzaufenthalt bei Euklid 387 v.Chr. die berühmte Akademie von Athen, die erste wissenschaftliche Lehranstalt des Abendlandes.

Ausgangspunkt der platonischen Lehre und Werke ist die Einsicht in den Mangel an eigener Weisheit ("philosophein" ist das Streben nach Weisheit, aber nicht deren Besitz): Das "Ich weiß, dass ich nichts weiß", welches er Sokrates in den Mund legt, steht für die Vermittlerrolle des Philosophen zwischen der Gottheit, die im Besitz der Sophia bereits ist, und dem Unweisen, dessen Extremfall der Idiot darstellt. Letzterer kümmert sich nur um seine eigenen Angelegenheiten ("idios" = das Eigene). Ihm fehlt damit der Blick für das Allgemeine. Streben nach Weisheit soll nämlich vom sinnlich-Konkreten abstrahieren. Für Platon war die Idee in ihrer Einzigartigkeit, Unveränderlichkeit und Ewigkeit das eigentliche Sein und bot somit Sicherheit. Das ausgehende 4. Jhd. war für die Athener nämlich eine Periode großer politischer und moralischer Unsicherheit. Kein Mensch wußte mehr so recht, was das "Gute" und was das "Gerechte" war, und alles schien denkbar. Nun brachte Platon mit seiner Ideenlehre ein wenig Ordnung in diese ethisch-politische Verwirrung und erarbeitete drei Ebenen der Erkenntnis:

1. Die Wissenschaft nämlich das vollkommene Verstehen der
    unveränderlichen Konzepte, über die man sich keinen Spaß erlauben darf:
    Dies sind die Ideen (Das Sein)

2. Die Meinung, die unterschiedliche Urteile über die

    sinnlich wahrnehmbare Welt ermöglicht (Das Werden)

3. Die Unwissenheit, in der jeder verharrt, der in den Tag
    hinein lebt, ohne sich nach dem Sinn der Dinge zu fragen. (Das Nichtsein)

Mit dieser Einteilung geht Platon einen philosophischen Kompromiss zwischen dem Sein des Parmenides und dem Werden Heraklits ein. Das Sein wird von den Ideen gebildet, es ist unveränderlich und ewig, weil auch die Ideen unveränderlich und ewig sind, der Unterschied zum Einen des Parmenides besteht darin, dass die Ideen viele sind. Seine Dreiteilung der Seele entspricht der Dreiteilung des Staates: Nach Platons Meinung hat die Seele des Menschen drei Teile:

1. Das "Logistikon". Es ist nicht Verstand, intellektuelle Klugheit,
   die sich auskennt und zu jedem gegebenen Ziel die Mittel der
   Verwirklichung findet, nicht technisch-praktisches oder
   theoretisches Wissen. Eher könnte man es mit Weisheit oder Einsicht übersetzen,
   mit der der Mensch sich dem Ganzen in Gemeinschaft und Welt unterordnet.

2. Das "Thymoeides", der mutartige Seelenteil, der nicht nur tapfer
    die Gefahr zu verachten lehrt, sondern in erster Linie standhaft
    gegen die Verführung der eigenen Leidenschaften ist.

3. Das "Epithymetikon", die menschlichen Bedürfnisse,
    deren maßvolle Befriedigung im Leben durchaus auch nötig ist.

Diesen drei Seelenteilen entsprechen die Stände im Staat: Die einsichtigen Führer, die Verteidiger, der Freiheit, bei Platon Wächter genannt, und Bauern, Handwerker, Handeltreibende und Unternehmer, die die wirtschaftlichen Bedürfnisse befriedigen. Die Rangordnung dieser drei Seelenteile im Menschen entsprechen der Klasseneinteilung im Staat. Wenn Weisheit und Einsicht herrschen, wird der Staat zum Gemeinwohl, nicht für SonderInteressen von Gruppen oder Einzelnen, verwaltet. Der Mut hat dafür zu sorgen, dass die Freiheit der Gemeinschaft erhalten bleibt, er muss beim Menschen der Hingerissenheit oder Versklavung durch die Leidenschaften widerstehen. Die Bedürfnisse müssen befriedigt werden, aber maßhalten und sich der Einsicht unterordnen. So liegt die Gerechtigkeit darin, dass jeder Seelenteil und jeder Stand das Seine tut und nicht übergreift in die Sphären der anderen.

Florian Rehr

 

 

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last updated: 10.09.1999