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Der Aci

Man kann den AcI (= Accusativus cum infinitivo) als eine Einbettung eines ursprünglich eigenständigen Satzes in einen anderen Satz erklären.

Beispiel:

Caesar ... videt.  (Satz 1) Caesar ... sieht.
milites vincunt
. (Satz 2) Soldaten siegen
Caesar
milites vincere videt. (Einbettung)
Caesar sieht, daß die Soldaten siegen.

Der AcI ist in seiner Grundform ein zweigliedriger Ausdruck und besteht aus 2 Bestandteilen, die jedoch erweitert werden können:

  1. einem Nomen im Akkusativ
  2. einem Infinitiv im Akkusativ.

Dabei kann der Infinitiv in verschiedenen Zeiten und im Aktiv oder Passiv stehen. Im Lateinischen gibt es jeweils einen Infinitiv Aktiv und Passiv im Präsens, im Perfekt und im Futur. Letzteren gibt es im Deutschen übrigens nicht.Das Nomen ist innerhalb des AcI's Subjekt ("Akkusativ-Subjekt"), der Infinitiv ist innerhalb des AcI's Prädikat ("Akkusativ-Prädikat").

Der AcI ist kein eigenständiger Gliedsatz und wird nicht durch Kommata vom restlichen Satz abgetrennt. Er hat zwar eine eigene Verbalinformation (nämlich den Infinitiv), aber keine einleitende Konjunktion wie ein Nebensatz. Das unterscheidet ihn von den Gliedsätzen. Wie ein Satzteil ist er jedoch grammatisch in einen Satz einzuordnen, ist aber im Unterschied zu einem "normalen" Akkusativobjekt eben mehrgliedrig. Der AcI nimmt also gewissermaßen eine Zwischenstellung zwischen einem Gliedsatz und einem Satzteil ein.

Der AcI kann als doppelgliedriges Akkusativ-Objekt oder aber auch als doppelgliedriges Subjekt, wie das schon vom einfachen Infinitiv her bekannt ist, auftreten. Im obigen Beispiel ist er das Objekt zu videt. Denn man fragt logischerweise: Wen oder was sieht Caesar? In den meisten Fällen ist der AcI Objekt.

Der AcI kann jedoch auch erweitert sein, etwa durch adverbiale Bestimmungen.

Beispiel:

Caesar milites apud flumen Rhodanum vincere videt.
Caesar sieht, daß seine Soldaten bei der Rhone siegen.

In diesem Fall ist es meistens so, daß die Hauptbestandteile des AcI, nämlich der A (= Akkusativ) und der I (= Infinitiv) alles, was inhaltlich zum AcI gehört, einrahmen (oben milites ... vincere).


Wann kommt der AcI vor?

- nach Verben der sinnlichen und geistigen Wahrnehmung (hören, sehen, erkennen)

- nach Verben des Sagens und Meinens (sagen, melden, glauben usw.)

- nach Verben des Veranlassens und Zulassens (sollen, befehlen, dulden)

- nach Verben des Gefühls und der Gefühlsäußerung (sich freuen, klagen)

- nach unpersönlichen Ausdrücken (es steht fest, es ist nötig usw.)


Wie übersetzt man einen AcI?

- durch einen Gliedsatz mit "daß "

- durch einen Infinitiv mit oder ohne "zu"- durch einen verkappten Gliedsatz.

Steht der Infinitv im Passiv, steht auch das Prädikat im "Daß-Satz" im Passiv.


Was ist beim Zeitverhältnis zu beachten?

Infinitiv Präsens bedeutet Gleichzeitigkeit
Infinitiv Perfekt bedeutet Vorzeitigkeit
Infinitiv Futur bedeutet Nachzeitigkeit

Gleichzeitigkeit meint, daß die Handlung des AcI und des übergeordneten Prädikates, von dem der AcI abhängig ist, zur gleichen Zeit passieren.

Vorzeitigkeit meint, daß die Handlung des AcI vor der Handlung des übergeordneten Prädikates passiert ist.

Nachzeitigkeit meint, daß die Handlung des AcI in der Zukunft nach der Handlung des übergeordneten Prädikates passieren wird.

Auf unser Beispiel übertragen, sähe das so aus:

Caesar milites apud flumen Rhodanum vicisse videt.
Caesar sieht, daß die Soldaten bei der Rhone siegten.
(Vorzeitigkeit)
Caesar milites apud flumen Rhodanum victuros esse videt.
Caesar sieht, daß die Soldaten bei der Rhone siegen werden.
(Nachzeitigkeit)

Das Tempus des übergeordneten Satzes spielt dabei keine Rolle. Für das Passiv gilt dasselbe.

 

 

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last updated: 10.09.1999